Die Zeit und die Sprache auf der Bühne

Die Zeit und die Sprache auf der Bühne

Die Zeit auf der Bühne

Während man im Stummfilme Tafeln verwendete, auf denen stand, dass während des Geschehens Zeit vergangen sei, (etwa „zwei Tage später“) arbeitet das Theater mit anderen Mitteln. Da eine längere Dauer als die Spielzeit angezeigt werden muss, wird die Zeitraffung durch die Figurenrede verdeutlicht durch Akteinteilung, Fallen des  Vorhangs und Wechsel des Bühnenbilds.

Die einzelnen Szenen werden durch eine zentrale Person verbunden, die einen wichtigen Augenblick ihres Schicksals erlebt.
In der Exposition muss das Publikum über Hintergründe und Zusammenhänge informiert werden, die vor der Zeit des auf der Bühne dargestellten Geschehens spielen. Die Figurenrede – meist von zwei entgegen gesetzten Standpunkten – berichtet von den Ereignissen vor dem Spielbeginn.

Während des Stücks können Kostüme und Veränderungen des Aussehens durch Ergrauen der Haare und des Bartes den Zeitsprung verdeutlichen.

Die Zeitraffung ist vor allem für das Überspringen langweiliger Sachverhalte oder eine Verkürzung des Geschehens von Nutzen. Doch auch eine Zeitdehnung erfährt das Publikum, wenn es etwa darum geht, dass eine Meucheltat rechtzeitig verhindert werden muss: die berühmte Bombe, deren Zündschnur bereits brennt, während der Gefangene noch gefesselt auf seinem Stuhl sitzt. Körpersprache (etwa eine Umarmung) und das Offenlassen des konkreten Ausgangs können das Publikum dazu veranlassen, dass es sich die Zukunft der Helden selbst zusammenreimt.

Die Sprache

Bis in das 19. Jahrhundert war die Sprache der Charaktere dem adeligen Publikum angepasst, nur Schwänke oder Wiener Possen wendeten sich an die Bürger im Jargon der Vorstadt. Im Vormärz wird die Sprache zur wichtigsten Methode der Charakterisierung (z.B. im Wozeck). Mit dem realistischen Theater des späten 19. und dann des 20. Jahrhunderts war sie Teil der Charakterzeichnung, denn der Zuschauer konnte aus der Art des Sprechens, der Wortwahl oder der eventuell sogar defekten Sprache erkennen, welchem Stand eine gewissen Person angehört und was für ein Mensch er ist oder zu sein vorgibt.